logo-schulterteam
Informationen für Betroffene und Interessierte» Zu den Informationen für ExpertInnen

Physiotherapie bei Schulterschmerzen

Jede physiotherapeutische Einheit wird individuell an den/die PatientIn und seine/ihre aktuellen muskuloskelettalen Probleme angepasst. Im Folgenden haben wir für Sie an Hand eines Patientenbeispiels einen möglichen Ablauf skizziert:

Herr Mustermann war auf Grund seiner anhaltenden Schulterbeschwerden bei seinem Orthopäden zur Abklärung. Der Arzt hat ein „Impingement an der rechten Schulter“ diagnostiziert und Herrn Mustermann eine Verordnung zur Physiotherapie ausgestellt, mit welcher er schließlich zu uns in die Praxis kommt.

1. Anamnesegespräch:

Der/die PhysiotherapeutIn möchte ein möglichst genaues Bild von der Entstehung, Geschichte, Lokalisation und Intensität der Schmerzen bekommen;

Herr Mustermann ist 55 Jahre alt, Bürokaufmann und hat Schmerzen im Bereich der rechten Schulter.

Seine Beschwerden haben vor etwa 6 Monaten ganz plötzlich begonnen und sind seitdem schlimmer geworden. Bewegungen über Kopf sind eingeschränkt. Bei schnellen, unbedachten Bewegungen schießt plötzlich Schmerz in die Schulter ein; Schlafen auf der rechten Schulter ist nicht mehr möglich;

Seine Ziele sind:

  • wieder Schmerzfrei im Alltag zu sein – sein Enkelkind hochheben
  • Beschwerdefrei Tennis spielen zu können

2. Untersuchung der Schulter:

Nachdem die Anamnese abgeschlossen ist, folgt üblicherweise die körperliche Untersuchung. Dabei ist es wichtig das Schultergelenk und die angrenzenden Gelenke und Strukturen, wie die Brust-und Halswirbelsäule, Schulterblätter und Schlüsselbeine, etwas genauer zu begutachten.

Bei Herrn Mustermann fällt uns folgendes auf:

Inspektion: vermehrter Rundrücken der Brustwirbelsäule und Schulter nach vorne hängend;

Ertasten der Strukturen und Muskulatur: Schmerzen im seitlichen Schulterbereich, erhöhte Spannung der Muskeln im gesamten Schulterbereich rechts;

aktive Beweglichkeit: die Beweglichkeit über Kopf ist eingeschränkt. Auf Grund der Schmerzen kann Herr Mustermann die Kraft in der Schulter nur sehr eingeschränkt aktivieren.

passive Beweglichkeit: passives (durch den Therapeuten geführtes) seitliches abheben ist weniger schmerzhaft als aktives Bewegen in dieselbe Richtung;

spezielle Tests: Die Impingementtests sind positiv, da die typischen Schmerzen ausgelöst werden können;

3. Planung der physiotherapeutischen Therapieeinheit:

Mit allen Informationen aus Anamnese und Inspektion wird die individuell angepasste Therapie geplant.

4. Physiotherapie teilt sich auf in:

  • 1. Aufklärung und Information: Der Patient erhält Informationen darüber: Was ist mit meiner Schulter los? Was kann ich machen, damit es besser wird? Was sollte ich aktuell nicht machen? Wie kann ich mit dem Schmerz umgehen?
  • 2. Aktive Therapie: umfasst diverse Kräftigungs- und Beweglichkeitsübungen, aber auch Stabilitäts- und Koordinationsübungen, sowie ein weiterführendes Programm um auch langfristig wirksame Effekte zu erzielen. Das Ziel dabei ist, die Schulter wieder schmerzfrei und fit für den Alltag zu machen und ein Programm für zu Hause zu entwickeln. Herr Mustermann lernt die Übungen in der Therapie und bespricht mit dem Therapeuten die Anzahl und Pausenzeit.

In jeder Therapieeinheit werden alle Übungen wiederholt, angepasst und bei Bedarf neue hinzugefügt. Es werden Fragen geklärt und die Therapie immer wieder an die aktuelle Situation des Patienten angepasst. 
Der Therapeut erstellt auch ein weiterführendes Trainingsprogramm, welches dem Patienten dabei hilft, sein langfristiges Ziel zu erreichen. Unser Herr Mustermann möchte etwa wieder problemlos Tennis spielen können. Die hierfür benötigte Beweglichkeit, Kraft und Koordination erlernt Herr Mustermann mit dem entsprechenden Programm, welches er selbstständig zu Hause weiter durchführt.

Das weiterführende Trainingsprogramm hilft in weiterer Folge zukünftige Beschwerden möglichst zu vermeiden und jegliches Hobby ohne Schmerzen ausführen zu können.

Quelle:

Bartrow, K.: Untersuchen und Befunden in der Physiotherapie. Springer Verlag (2012)

Ausgearbeitet von Patrick Moser, BSc und Sandra Hirschberger